Pflegedienst

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Was ist ein Pflegedienst?

Ein Pflegedienst ist ein ambulanter Dienst, der mindestens von einer ausgebildeten Vollzeit-Pflegefachkraft geleitet wird. Dabei können Pflegefachkräfte aus vielen verschiedenen Berufszweigen kommen, die im weiteren oder engeren Sinne mit Pflege zu tun haben, zum Beispiel aus dem medizinischen Bereich (Krankenschwester, Krankenpfleger). Das Personal eines Pflegedienstes kann dann aus einem Mix aus gelernten Vollzeit- Fachkräften und Pflegehilfskräften bestehen. Eine sinnvolle Ergänzung sind Angestellte, die für die Pflege besonderer Personengruppen ausgebildet sind, beispielsweise für die Pflege von Kindern, Menschen mit Demenz oder psychischen Erkrankungen.

Welche Aufgaben können von einem Pflegedienst übernommen werden?

Das Aufgabenportfolio eines ambulanten Pflegedienstes kann sehr umfangreich sein. Klassische Aufgaben, wie die Unterstützung bei der Körperpflege, dem An- und Auskleiden oder der Zubereitung und Aufnahme von Essen und Trinken gehören ebenso dazu, wie hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Einkaufen, Sauberhalten der Wohnung / des Hauses, Wäsche machen etc..) das Begleiten zu Terminen (Ärztliche Untersuchungen, familiäre Verpflichtungen, Sport, Physiotherapie u.Ä..) Sind die Pflegekräfte entsprechend ausgebildet (nach § 37 SGB V), dürfen auch Spritzen gesetzt, (chronische) Wunden versorgt und Verbände gewechselt werden. Häufig übernehmen Angestellte des Pflegedienstes auch beratende Tätigkeiten.

Ambulanter Pflegedienst

Für wen eignet sich ein Pflegedienst?

Die Gründe, einen Pflegedienst zu beauftragen, sind vielfältig. So kann es für Menschen mit sehr schwer pflegebedürftigen Angehörigen sinnvoll sein, die Pflege teilweise oder komplett von Profis durchführen zu lassen. 
Auch berufstätigen Angehörigen, die nicht die komplette Pflege allein stemmen können, kann die Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst eine große Hilfe sein. Ebenso für Menschen, die eventuell schon selbst gesundheitlich eingeschränkt sind.

Eine weitere Zielgruppe sind Pflegebedürftige, die keine Angehörigen haben, oder die nicht wollen, dass sie sie pflegen.

Muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um einen Pflegedienst engagieren zu können?

Um einen Pflegedienst engagieren zu können, müssen keine bestimmten Voraussetzungen, wie ein bewilligter Pflegegrad erfüllt sein. Jede oder jeder Erwachsene kann einen solchen Dienst beauftragen. Natürlich auch die pflegebedürftige Person selbst. Da die Kosten für einen ambulanten Pflegedienst aber, je nach Pflegebedürftigkeit, schnell recht hoch sein können, ist es durchaus sinnvoll, einen Antrag auf einen Pflegegrad zu stellen.

Wie fängt man am besten an, wenn man sich für die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst entscheidet?

Bei über 14.000 ambulanten Pflegediensten in Deutschland ist es mitunter gar nicht so leicht, den richtigen zu finden. Auch, weil es natürlich immer wieder schwarze Schafe gibt. Eine gründliche Recherche, insbesondere im Internet, ist daher unabdingbar. Zudem kann es helfen, im Freundes- und Bekanntenkreis rumzufragen und gegebenenfalls Empfehlungen einzuholen.

Eine weitere gute Quelle für Empfehlungen zu guten regionalen  Pflegediensten ist zum Beispiel Ihr Hausarzt. In vielen Städten, auch kleineren, gibt es außerdem Beratungsstellen. 
Hat man eine Vorauswahl getroffen, ist es sinnvoll, Informationsmaterialien anzufordern, diese gründlich zu studieren und weiter zu selektieren. Hat man eine Vorauswahl getroffen, sollte man mit jedem Pflegedienst ein individuelles Beratungsgespräch vereinbaren. Optimalerweise findet dieses direkt im häuslichen Umfeld statt. Dabei sollte man ganz genau darauf achten, wie der erste Eindruck von den Leuten vom Pflegedienst ist.

  • Machen sie einen professionellen, engagierten Eindruck?
  • Wirken die Leute gesund und wach, oder überarbeitet und übermüdet?
  • Sind die Personen freundlich und aufgeschlossen?
  • Wie reagieren die Personen auf Ihre Fragen?
  • Wie sieht es mit der Verständigung aus?
  • Stimmt die Chemie zwischen ihnen und den eventuell zukünftigen Pflegekräften?
  • Ist der Pflegedienst in Ihrer Nähe?

Beratungsgespräch Pflegedienst

Fällt der erste Eindruck gut aus, ist das bereits ein gutes Zeichen. Trotzdem gibt es noch einige bürokratische Themen, die Sie im Erstgespräch abfragen sollten. Die wichtigsten:

  • Hat der Pflegedienst einen gültigen Versorgungs- und Vergütungsvertrag, so dass es keine Probleme bei der Abrechnung mit der Pflegekasse geben kann?
  • Wie lange gibt es den Pflegedienst schon?
  • Wird das Leistungsportfolio transparent und gut verständlich vorgetragen / auf der Homepage präsentiert?
  • Welche Note hat der Pflegedienst?
  • Gibt es seriöse, belegbare Referenzen?
  • Werden die Pflegekräfte regelmäßig geschult, bzw. haben sie die Chance, an Weiterbildungen teilzunehmen?
  • Handelt es sich bei den Pflegekräften vermehrt um Fachkräfte, oder arbeitet der Pflegedienst primär mit ungelernten Aushilfen?
  • Gibt es spezielle Pflegekräfte für besonders anspruchsvolle Krankheiten, zum Beispiel für die Pflege von Demenzkranken?
  • Bekommt man eine feste Pflegekraft, oder wechselt diese ständig?
  • Wie wird die Pflegedokumentation gehandhabt?
  • Kennen sich die Pflegekräfte des Pflegedienstes mit kultursensibler Pflege aus?

Einen Pflegedienst engagieren

Ein Tipp von ARDMED: Besonders, wenn man noch neu im Pflegethema ist, sind das ganz schön viele Fragen und Faktoren, die man sich merken muss.

Hinzu kommt, dass die Mitarbeitenden des Pflegedienstes ebenfalls eine Menge Fragen haben werden. Vor allem natürlich die Pflegebedürftigkeit der betroffenen Person betreffend. Ein Pflegetagebuch, das man mindestens vierzehn Tage vor den Gesprächen begonnen hat zu führen, kann da als Vorbereitung auf die Termine sehr sinnvoll sein. Formulieren Sie zudem vorab alle Fragen und schreiben Sie diese auf, damit Sie nichts vergessen.

Sind alle Gespräche geführt und analysiert, geht es an die konkrete Auswahl und später dann zur Vertragsunterzeichnung.

Was kostet ein Pflegedienst?

Konkret zu sagen, was ein Pflegedienst kostet, ist nahezu unmöglich, da dies stark vom Pflegeaufwand, bzw. der tatsächlichen Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Person abhängt. Zudem sind die Leistungskataloge, nach denen die Pflegedienste mit den Pflegekassen abrechnen, von Bundesland zu Bundesland verschieden. Relevant ist natürlich außerdem, ob ein bewilligter Pflegegrad (2 - 5) vorliegt. Je höher der Pflegegrad, desto höher auch der Zuschuss (Pflegegeld / Pflegesachleistungen). Aber Obacht, da bei Pflegegrad 5 natürlich auch der Pflegeaufwand höher ist, als bei Pflegegrad 2, ist der Eigenanteilaufgrund höherer Gesamtkosten trotzdem entsprechend höher.

Wer übernimmt die Kosten für einen Pflegedienst?

Die Kosten, bzw. den Eigenanteil für einen Pflegedienst bei häuslicher Pflege zahlt man in der Regel selbst. Dieser reduziert sich durch:

  • Zuschuss der Pflegekasse (Pflegegeld, Pflegesachleistungen, etc.) bei Pflegegrad 2 - 5
  • Zusatzzahlungen seitens der Pflegekasse (zum Beispiel für Tages- und Nachtpflege)
  • Zahnungen einer Pflegekostenzusatzversicherung (falls vorhanden)

Was übrig bleibt, muss man beispielsweise mit seiner Rente aufbringen. Ist das nicht möglich, werden nahe Angehörige, wie ein Ehepartner / eine Ehepartnerin oder die Kinder, zur Kasse gebeten. Allerdings nur, wenn diese mehr als 100.000,00€ im Jahr verdienen. Können weder die Pflegebedürftigen selbst noch deren Angehörige komplett für die Pflegekosten aufkommen, springt das Sozialamt ein und übernimmt  die restlichen Kosten.

Eine Ausnahme: Wird der Pflegedienst nur über einen bestimmten Zeitraum benötigt, zum Beispiel nach einer Operation, werden die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen. Die Voraussetzung: Es liegt eine ärztliche Verordnung vor, die bescheinigt, dass die betroffene Person in dieser Zeit auf Pflegeleistungen (Hilfe beim An- und Ausziehen, setzen einer Thrombose-Spritze, Haushaltsführung, Zubereitung von Speisen u. Ä.) angewiesen ist.

Über Sabrina Sommer

Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.



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