Diabetes mellitus und Inkontinenz

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Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus, meist kurz “Diabetes” genannt, bezeichnet eine Gruppe von  chronischen Stoffwechselerkrankungen. Es gibt insgesamt 4 Typen, wobei  (Typ-1, Typ-2, Typ-3 & Typ-4), wobei Typ-2 der häufigste Typ ist, gefolgt von Typ-1. Eine andere Bezeichnung für Diabetes ist “Zuckerkrankheit”.

Diabetes betrifft Frauen und Männer gleichermaßen und gilt als “Volkskrankheit” oder “Aids des 21. Jahrhunderts", da so viele Menschen, sogar schon Kinder, davon betroffen sind. Ca. 5% der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einem Diabetes-Typ. Zumeist ist es Typ-2. Dabei steigt das Risiko an Diabetes zu erkranken mit zunehmendem Alter.

Diabetes mellitus zeichnet sich vor allem durch einen absoluten oder relativen Insulinmangel aus. Hinzu kommt eine krankhafte Erhöhung des Zuckerwertes im Blut. Ärzte sprechen hier von einer Hyperglykämie. 

Die Aufgabe des Insulins

Insulin ist ein Hormon im Körper, das die Körperzellen dazu animiert, Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Vereinfacht gesagt ist es dazu da, den Blutzuckerspiegel zu senken.

Diabetes mellitus - die Zuckerkrankheit

Die Diabetes Typen

Typ-1 (Autoimmunerkrankung):

Bei Diabetes Typ-1 werden die B-Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Produktion von Insulin zuständig sind, vom Körper angegriffen und dabei zerstört. Die Körperzellen sind nicht mehr in der Lage, Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Als Folge entsteht ein absoluter Insulinmangel. Um diesen auszugleichen, muss Insulin von den Betroffenen zum Beispiel per Spritze oder mit Hilfe des sogenannten “Pen” zugeführt werden.

Ursachen für Typ-1

Hauptursachen für Diabetes Typ-1 sind zum einen die familiäre Veranlagung, zum anderen aber auch andere Autoimmunerkrankungen. Als Beispiel seien hier Erkrankungen des Magens oder der Schilddrüse (zum Beispiel Hashimoto) genannt.

Typ-2 (“Altersdiabetes”):

Leidet man unter Diabetes Typ-2, ist eigenes Insulin im Körper vorhanden, das aber nicht richtig an den Insulinrezeptoren andocken kann, was dazu führt, dass der Blutzuckerspiegel stark erhöht ist.

Ursachen für Typ-2

Die Hauptursachen für Diabetes Typ-2 sind vor allem erbliche, bzw. genetische Faktoren sowie Übergewicht, stark zuckerhaltige Ernährung, bei der vor allem einfacher Zucker das Problem ist und Bewegungsmangel.

Wichtig zu wissen: Die Bezeichnung “Altersdiabetes” ist durchaus irreführend, denn an Diabetes mellitus Typ-2 können durchaus auch schon Menschen in ihren 20ern, 30ern, oder 40ern erkranken. Allerdings ist das Risiko geringer, als zum Beispiel bei älteren Menschen, ab ca. 70 Jahren.

Blutzucker messen - Altersdiabetes - Diabetes Typ-2

Typ-3:

Unter Diabetes-Typ 3 lassen sich alle Formen des Diabetes einordnen, die Fachleute weder Typ-1 noch Typ-2 zuordnen können. Häufig tritt diese Form nach Operationen auf, vor allem nach der Operation der Bauchspeicheldrüse (dem Pankreas).

Typ-4 (Schwangerschaftsdiabetes):

Wie der umgangssprachliche Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei dem Diabetes-Typ 4 um eine besondere, in der Regel nicht chronische Form, die während einer Schwangerschaft entsteht und danach zumeist von selbst wieder verschwindet.

Wichtig zu wissen: Litt man während der Schwangerschaft unter Diabetes Typ-4, besteht ein erhöhtes Risiko, später einen Diabetes-Typ 1 oder 2 zu entwickeln! 

Folgen von Diabetes

Nicht oder schlecht behandelte Diabetes kann mehr oder weniger schwerwiegende Folgen haben. Diese reichen von Durchblutungsstörungen, vor allem in den Beinen, zu Nervenschädigungen oder auch Sehstörungen, hervorgerufen durch eine Schädigung der Netzhaut. Zudem kann sich ein sogenannter Diabetischer Fuß entwickeln. Das bedeutet, es kommt zu Wunden am Fuß, die nur sehr schlecht bis gar nicht mehr richtig heilen. Der Grund dafür: Man spürt aufgrund der Nervenschädigungen nicht mehr, dass man sich am Fuß verletzt hat und behandelt ihn dementsprechend zu spät oder gar nicht.

Des Weiteren ist Harninkontinenz eine häufige Folge von Diabetes mellitus.

Schwangerschaftsdiabetes - Typ-4

Symptome von Diabetes

Diabetes mellitus kann sich durch unspezifische und spezifische Symptome bemerkbar machen. Unspezifische Symptome können Müdigkeit, Leistungsminderung, Sehstörungen und ein vermehrtes Schwächegefühl sein. Weitere Symptome sind eine trockene Haut und vermehrte Wadenkrämpfe. Hinzu kommen vor allem bei einem zu hohen Blutzuckerspiegel spezifische Symptome, wie vermehrter Durst, eine vermehrte Harnproduktion (Polyurie) und dementsprechend außergewöhnlich häufiges Wasserlassen bis hin zur Inkontinenz. Gleicht man den starken Wasserverlust im Körper nicht durch ausreichendes Trinken aus, kann es zur Dehydrierung kommen. Bei einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel kann es hingegen zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) kommen. Dies ist damit begründet, dass die Körperzellen Zucker nicht ausreichend gut aufnehmen können. 

Warum kommt es bei Menschen mit Diabetes vermehrt zu Inkontinenz?

Vor allem bei Typ-2 Diabetikerinnen und Diabetikern sind erste Symptome Nykturie (nächtlicher Harndrang) und Inkontinenz. Ein Grund ist, dass die sogenannte Nierenschwelle (180 mg pro Deziliter) überschritten wird. Das bedeutet, die Nieren müssen helfen, den Blutzuckerspiegel auszugleichen, indem überflüssiger Zucker über den Urin ausgeschieden wird.

Zudem können diabetesbedingte, neurogene Störungen ein Grund für das vermehrte Auftreten von Inkontinenz bei Diabetikerinnen und Diabetikern sein. Der Grund dafür ist, dass Impulse, die die Nerven senden, nicht mehr richtig an das Gehirn weitergegeben werden können. Das hat zur Folge, dass man nicht mehr rechtzeitig spürt, dass sich die Blase meldet und man auf die Toilette muss. Bei Diabetes bedingten Nervenschädigungen spricht man von einer diabetischen Neuropathie.

Häufige Inkontinenzformen, die bei Diabetes mellitus auftreten, sind eine Belastungsinkontinenz, eine Überaktive Blase oder eine Überlaufinkontinenz.  

Was hilft bei durch Diabetes verursachte Inkontinenz?

Bei einer durch Diabetes mellitus verursachten Inkontinenz hilft häufig eine Änderung des Lebenswandels. Dazu gehören vor allem bei Typ-2 Diabetikern und Diabetikerinnen eine Reduktion des Gewichtes und eine Ernährungsumstellung. Auch die Einnahme von blutzuckersenkenden Medikamenten kann helfen, die Inkontinenz in den Griff zu bekommen. Je nach Form der Inkontinenz hilft zudem ein gezieltes Beckenbodentraining. Dieses gibt es für Männer und Frauen.

Diagnose Diabetes - Was passiert beim Arzt?

Wie bei allen Krankheiten erfolgt zunächst einmal eine ausführliche Anamnese. Zudem werden verschiedene Tests durchgeführt. Dazu zählt der Orale Glukosetoleranztest. Natürlich wird auch Blut abgenommen und der Urin untersucht. Wichtig hierbei: Mindest 6 Stunden vorher darf nichts gegessen und getrunken werden. Zusätzlich wird der HbA1c-Wert gemessen. Häufig streichelt der Arzt / die Ärztin auch über die Haut, um festzustellen, ob es bereits zu neurologischen Auffälligkeiten kommt und schaut sich insbesondere die Füße genau an.

Therapiemöglichkeiten bei Diabetes-Typ-1

Um einen Diabetes Typ-1 in den Griff zu bekommen, ist es besonders wichtig seinen Lebenswandel und die Ernährung (ausgewogen, gesund, Mischkost) anzupassen. Häufig wird eine spezielle Diät verschrieben. Auch ausreichend Bewegung ist wichtig. Insulin muss zugeführt werden, um den Blutzuckerspiegel auf einem gesunden Level zu halten.

Diagnose Diabetes - Arztbesuch

Therapiemöglichkeiten bei Diabetes-Typ-2

Bei der Therapie eines Typ-2 Diabetes steht meist die Reduktion des Körpergewichtes im Vordergrund, sofern dieser durch Übergewicht hervorgerufen wurde. Eine Ernährungsumstellung und mehr Bewegung / Sport empfehlen sich auch hier. Vor allem hinsichtlich der Ernährungsumstellung empfiehlt es sich, einen Ernährungsberater / eine Ernährungsberaterin zu konsultieren, da es nichts bringt, einfach bestimmte Lebensmittel wegzulassen. Die richtige Mischung macht es. Anders als bei Diabetes Typ-1 muss anfangs nicht zwingend Insulin gespritzt werden.

Diabetes mellitus verhindern / vorbeugen?

Besonders wenn Diabetes in der Familie liegt und bereits die Eltern oder ein Elternteil daran erkrankt ist, steigt das Risiko für die Kinder ebenfalls einen Diabetes zu entwickeln. Vorbeugen ist schwierig. Generell schadet es aber nicht, auf einen gesunden Lebensstil zu achten, sich ausreichend zu bewegen, Sport zu treiben und Übergewicht zu vermeiden. Wichtig ist natürlich auch eine ausgewogene, kohlenhydratarme, zuckerreduzierte Ernährung. 

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Diabetes verhindern oder vorbeugen - Sport und gesunde Ernährung

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.



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