Zystektomie

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Was ist eine Zystektomie?

Unter dem Fachbegriff “Zystektomie” versteht man die komplette Entfernung der Harnblase. Dabei unterscheidet man zwischen einer einfachen Zystektomie und einer radikalen Zystektomie.

Bei der einfachen Zystektomie wird “nur” die komplette Harnblase entfernt, bei der radikalen Zystektomie auch noch umliegende Organe. Beim Mann sind das Prostata und die Samenbläschen, bei der Frau die Gebärmutter, die Adnexe (Anhängsel der Gebärmutter) und die vordere Wand der Vagina. Zudem werden Lymphknoten im Becken entfernt.

Handelt es sich um einen besonders weit fortgeschrittenen Tumor, der bereits auf Harnröhre und Enddarm übergegriffen hat, kann es sein, dass auch davon Teile entfernt werden müssen.

Wie gefährlich ist eine Zystektomie?

Jeder operative Eingriff birgt gewisse Risiken, so auch die Zystektomie. Dazu gehören Blutungen, Infektionen, Thrombosen (bedingt durch fehlende Mobilität), Unverträglichkeiten gegen das oder die Narkosemittel, Wundheilungsstörungen, Schäden an umliegenden Organen, Schädigungen der Nerven und Gefäße und mehr.

Auch kann es nach der Operation und dem Einsatz einer Neoblase zu einer (vorübergehenden) Inkontinenz kommen.

Bei Männern besteht die Gefahr, dass sie durch die OP unfruchtbar werden und es danach zu Erektionsstörungen kommt.

Wann muss eine Zystektomie durchgeführt werden?

Eine einfache Zystektomie muss, je nach Befund, zum einen bei Blasentumoren, die noch nicht auf das Muskelgewebe übergegriffen haben, durchgeführt werden, zum anderen kann sie bei chronischer Blasenentzündung notwendig werden, wenn diese nach einer Bestrahlung aufgetreten ist. Erst bei fortgeschrittenem Blasenkrebs, der schon auf umliegendes Muskelgewebe (und ggf. weitere Organe) zugegriffen hat, muss in der Regel eine radikale Zystektomie durchgeführt werden.

Das Arztgespräch

Vor der Zystektomie kommt ein intensives Beratungsgespräch beim Arzt, bei dem über alle Optionen oder Risikofaktoren informiert wird. Zudem wird gemeinsam mit dem Patienten oder der Patientin überlegt, welche Methode der Harnableitung künftig für ihn oder sie geeignet ist.

Welche OP-Methoden gibt es?

Es gibt unterschiedliche Operationsmethoden. Dabei gilt die offene Operation, mit aufgeschnittenem Bauchraum, noch immer als sogenannter “Goldstandard”. Immer beliebter werden aber moderne, minimal-invasive Methoden, wie die Laparoskopie. Dabei nimmt der Chirurg oder die Chirurgin kleine Schnitte am Bauch vor, durch die die Instrumente in den Körper eingeführt werden. Vor allem bei dieser minimalinvasiven Methode wird gern ein Roboter (Da Vinci-Methode) eingesetzt. Dabei führt natürlich nicht der Roboter die OP durch, sondern der Chirurg, der den Roboter steuert. Der Vorteil ist unter anderem, dass man einen besseren Überblick über das Operationsfeld hat und dass das Operationsbesteck noch präziser geführt werden kann.

Zystektomie und dann?

Wurde die Blase (und gegebenenfalls noch weitere Organe, Lymphdrüsen etc.) entnommen, muss eine neue Möglichkeit zum Auffangen und Ableiten des Urins geschaffen werden. Gängig sind folgende Möglichkeiten:

Die sogenannte “Neo-Blase”

Dabei wird, vereinfacht gesagt, aus Teilen des Dünndarms eine künstliche Blase gebildet, die mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden wird. Ein natürlicher Harnabfluss ist möglich.

Blasenstoma (Urostoma)

Ist eine Neo-Blase keine Option, zum Beispiel, weil auch die Harnröhre entfernt werden musste, ist ein Urostoma eine bewährte Methode, um den Harn abzuleiten. Dabei wird zur Bauchdecke hin ein, aus beiden Harnleitern und einem Stück Darmschlinge bestehender, künstlicher Ausgang geschaffen, an dem ein spezieller Urinbeutel befestigt wird. Dieser kann zwischendurch bequem ausgeleert und nach längerer Benutzung unkompliziert ausgetauscht werden.

Bei dieser Art des Urostomas handelt es sich um eine nicht-kontinente Form. Das bedeutet, der Urin fließt kontinuierlich durch den Ausgang in einen Stomabeutel, der regelmäßig entleert werden muss.

 Die "Pouch-Blase"

Auch bei der Pouch-Blase handelt es sich um eine Art Neo-Blase, denn sie wird ebenfalls aus einem Stück Darm konstruiert. Allerdings ist sie nicht mit der Harnröhre vernäht, sondern hat ihren Ausgang über eine “unsichtbare” Stelle im Bauchnabel. Mit Hilfe eines Einmalkatheters wird willkürlich Harn abgelassen, wenn die Pouch-Blase voll ist.

Urostoma nach Zystektomie

Die Pouch-Blase ist ebenfalls ein Urostoma. Allerdings handelt es sich um eine kontinente Form. Das bedeutet, der Urin wird im Körper in einer künstlich geschaffenen Blase gesammelt, bevor sie regelmäßig, aber willkürlich mit einem Katheter abgeleitet wird.

Die Rehabilitation

Egal für welche Methode der Harnableitung man sich letztlich entscheidet, oder welche Methode überhaupt möglich ist, wichtig ist danach eine gute Rehabilitation. Zum einen, um sich von der schweren OP zu erholen, zum anderen aber auch, um intensiv den Umgang mit dem neuen Harnableitungssystem zu erlernen. Besonders wichtig ist dies, wenn man sich für eine Neo-Blase entschieden hat, da diese nicht eins zu eins so funktioniert, wie die ehemalige “richtige” Harnblase und man erst ein Gefühl dafür entwickeln muss, wann sie anzeigt, dass sie geleert werden muss.

Zudem wird einem alles beigebracht, was es in Sachen Hygiene nach der OP und gegebenenfalls auch bei der späteren Pflege des Harnableitungssystems zu beachten gibt.

Des Weiteren lernt man, sofern man es noch nicht kann, sich regelmäßig Heparin-Spritzen zu setzen, um das Thromboserisiko nach der Operation zu senken.

Reha nach Zystektomie

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.



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