Inkontinenz und essen

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Welcher Zusammenhang besteht zwischen Inkontinenz und Ernährung?

Lebensmittel haben, wie auch Getränke, haben einen mehr oder weniger großen Einfluss auf die Blasenfunktion. Ein Grund für die harntreibende Wirkung der sogenannten Diuretika ist, dass das Hormon ADH (Antidiuretisches Hormon) gehemmt wird. Dieses sorgt normalerweise für die Regulierung der Urinproduktion in der Niere. Zudem regelt es den Wasser- und Elektrolythaushalt im Körper. Kommt es zu Störungen und Unregelmäßigkeiten, wird vermehrt Flüssigkeit in der Blase gesammelt. Die Folge: erhöhter Harndrang.

Durch übermäßigen Konsum bestimmter Lebensmittel können die Schleimhäute in der Blase zusätzlich gereizt werden und auch der Hormonhaushalt kann durcheinander geraten. So enthalten Säurehaltiges und Scharfes zum Beispiel Reizstoffe und sollten eher selten konsumiert werden. Gleiches gilt für den vielerlei geliebten weißen Spargel. Dieser ist harntreibend.

Vorsicht ist außerdem bei Lebensmitteln geboten, die stark blähen oder stopfen. Denn durch das übermäßige “pressen”, das nötig ist, um den Darm zu entleeren, wird nicht nur die Darmmuskulatur, sondern auch der Beckenboden unnötig belastet.

Zitrusfrüchte reizen die Blase

Auf manche Lebensmittel sollte man daher lieber ganz verzichten, andere nur in Maßen zu sich nehmen und wieder andere dafür verstärkt auf den Speiseplan setzen. Die Ernährung bei Inkontinenz sollte daher ballaststoffreich und ausgewogen sein, mit dem Fokus auf frischem Obst und Gemüse sowie unpaniertem / unfrittiertem Fisch und Fleisch.

Lebensmittel, die selten oder in Maßen konsumiert werden sollten

Säurehaltige Lebensmittel sollten auf jeden Fall nur in Maßen gegessen werden. Dazu zählen vor allem Zitrusfrüchte, wie Orangen, Limetten, Zitronen und Grapefruits. Zudem enthalten Süße Kirschen und Tomaten viel Säure. Auch scharfe Lebensmittel und Gewürze sind bei Inkontinenz mit Vorsicht und Bedacht zu genießen. Das gilt insbesondere für Chili, Paprika, Pfeffer, Ingwer und auch Rettich.

Zudem gibt es viele Obst- und Gemüsesorten, verarbeitete Lebensmittel (zum Beispiel Wurstwaren und Fruchtjoghurts), diverse Öle (wie Sonnenblumenöl, Erdnussöl oder Distelöl) und fetthaltige Milchprodukte, die als harntreibend gelten. Erwähnenswert sind hier vor allem die meisten Kohlsorten (Wirsing, Rotkohl, Chinakohl, Weißkohl), aber auch so beliebtes Gemüse wie Möhren, Gurken, Fenchel, Sellerie und Pastinaken. Beim Obst sollte man vor allem den Konsum von Wassermelonen einschränken. Zudem ist es nicht ratsam (harntreibendes) Obst auch noch zu süßen, da Zucker und Süßstoffe ebenfalls einen vermehrten Harndrang fördern.

Isst man gerne Fisch und / oder Fleisch, vor allem Schweinefleisch, sollte auf das Frittieren und eine dicke Panade verzichtet werden. 

Lebensmittel, die helfen können, Inkontinenzbeschwerden zu lindern


Neben den ganzen “verbotenen” Lebensmitteln, mit denen man vorsichtig sein sollte, gibt es aber auch viel Schmackhaftes, dem nachgesagt wird, dass es Inkontinenzbeschwerden lindert. Besonders häufig empfohlen werden zum Beispiel ungezuckerte, fruchtzuckerarme Obstsorten wie Cranberries, Heidelbeeren und Himbeeren. Kirschen, Mangos, Birnen, Ananas, Weintrauben und Bananen können in Maßen gegessen werden.

Zu inkontinenzfreundlichem, ballaststoffreichem Gemüse zählen Gemüsesorten wie Spinat, Artischocken, Rote Beete, Meerrettich, Radieschen und Brokkoli. Pilze sind ebenfalls geeignet. Zudem muss nicht gänzlich auf Fisch verzichtet werden. Thunfisch, Lachs oder auch Makrelen sind lecker und können in Bezug auf Inkontinenz bedenkenlos gegessen werden. Für Fleischfans empfehlen sich vor allem Leber und Wild. Zum Braten kann man hochwertige Pflanzenöle wie Raps-, Hanf-, Leinöl nutzen. Für exotische Speisen ist Kokosnussöl optimal.

Milchprodukte wie Joghurt und Käse sind mit einem niedrigen Fettgehalt erlaubt. Nüsse und Samen sind ideale Energielieferanten. Besonders empfehlenswert sind Walnüsse, Haselnüsse und Cashewnüsse. Aus der Gruppe der Samen kann man Lein- und Chiasamen vielen Speisen, zum Beispiel Müsli, hinzufügen.

Cranberry - Himbeeren - Brombeere gut bei Inkontinenz

Wie kann ich herausfinden, welche Lebensmittel meiner Inkontinenz eher förderlich sind und welche mir guttun?

Empfehlungen aussprechen ist leicht. Allerdings muss man natürlich immer den individuellen Fall betrachten, denn jeder Körper reagiert anders. Daher empfehlen wir, über einen längeren Zeitraum (mindestens zwei Wochen) neben dem Trink- und Miktionsprotokoll auch ein Lebensmittel oder Essensprotokoll zu führen, in dem Sie alles notieren, was Sie im Laufe des Tages an Speisen zu sich genommen haben und wie es danach mit dem Harn- und Stuhlgang aussah. Kam es zu vermehrtem Harndrang? Hatten Sie mit Verstopfung zu kämpfen? Verspürten Sie vielleicht sogar ein Brennen beim Wasserlassen, nach dem Konsum von bestimmten Nahrungsmitteln? Verbesserten sich Ihre Symptome, wenn Sie bestimmte Lebensmittel aus Ihrem Speiseplan gestrichen haben? All dies ist wichtig, um später, am besten unter ärztlicher Aufsicht, oder mit Hilfe eines Ernährungsberaters / einer Ernährungsberaterin einen individuellen Ernährungsplan für Sie zu erstellen.

Ernährungstagebuch führen - Inkontinenz

Fazit

Inkontinenz bedeutet in vielen, wenn nicht allen Bereichen des Lebens eine große Umstellung. So auch in Bezug auf die Ernährung. Lässt man sich aber darauf ein, achtet auf die Signale des Körpers und stellt die Ernährung (unter Aufsicht) so um, dass ballaststoffreiche, gesunde Lebensmittel im Fokus stehen, während die Inkontinenz fördernden Lebensmittel komplett vom Speiseplan gestrichen werden, oder nur noch selten darauf stehen. Das mag anfangs vielleicht ein bisschen ungewohnt und schwierig sein, bringt langfristig aber wieder ein großes Stück mehr Lebensqualität zurück.

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.



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