Pflege und Inkontinenz

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Inkontinenz kann viele Ursachen haben und nicht immer ist man gleich pflegebedürftig. Häufig besteht aber ein Zusammenhang, zum Beispiel, wenn man unter Demenz leidet, einen Schlaganfall erlitten hat oder neurologische Störungen vorliegen. Zudem können häufige Harnwegsinfekte eine dauerhafte Inkontinenz verursachen. Des Weiteren kann nach einem Unfall plötzlich alles anders sein und man ist auf fremde Hilfe angewiesen. Oder es geht immer öfter mal etwas in die Hose und die Ursache ist nicht klar. In diesem Falle sollte man nicht zögern, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sei es durch die Hausärztin / den Hausarzt, oder einen Urologen / eine Urologin. Diese kennen sich bestens mit der Problematik aus und helfen gern dabei, die Ursache/n zu ermitteln.

Denn egal welche Ursache auch vorliegt, Pflegebedürftigkeit ist eine herausfordernde Situation, nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für pflegende Angehörige. Umso wichtiger ist es, dass man sensibel an das Thema herangeht, sich auf die veränderte Situation einlässt und ein paar Tipps beherzigt, damit die Situation für alle Beteiligten so wenig unangenehm wie möglich wird. 

Pflege zuhause bei Inkontinenz

Vorsicht vor Medikamenten!

So kann es helfen, sich gemeinsam mit einer sachkundigen Person einmal eventuelle Medikamente des / der Betroffenen näher anzuschauen, da diese eventuell die Inkontinenz verstärken können. Vermehrt kommt dies zum Beispiel bei Medikamenten gegen Demenz vor. Womöglich lässt sich hier eine Alternative finden, die ebenso gut wirkt, aber keine so gravierenden Nebenwirkungen hat.

Das passende Inkontinenzprodukt - unverzichtbar

Essenziell ist es zudem, sich mit dem Thema Inkontinenz im Allgemeinen und den Inkontinenz-Hilfsmitteln im Besonderen zu befassen. Denn nur wenn man weiß, wie um welche Form der Inkontinenz es sich handelt und wieviel Urin ca. in vier Stunden abgeht, kann man abschätzen, ob man selbst, oder ein Pflegling Inkontinenzeinlagen, große Vorlagen, Pants, Klebewindeln oder Produkte aus dem Bereich der Ableitenden Inkontinenz benötigt.

Die Wohnung Inkontinenz tauglich gestalten

Damit das WC immer zügig zu erreichen ist, ist es sinnvoll, die Wohnung so zu gestalten, dass es stets problemlos zu erreichen ist. Dazu gehört beispielsweise, dass Stolperfallen, wie lockere Teppiche entfernt oder sicher befestigt werden. Ist die betroffene Person dement und vergisst den Weg zum WC des Öfteren mal, kann es zudem helfen diesen zum Beispiel mit buntem Klebeband gut sichtbar zu markieren. Außerdem kann es hilfreich sein, einen farbigen Toilettensitz / eine farbige WC-Erhöhung zu montieren. Zusätzlich hilft es, wenn der WC-Deckel offen bleibt und an der Badezimmertür ein eindeutiges Schild angebracht wird. Verwenden Sie dabei vorzugsweise Wörter oder Bilder, welche die betroffene Person aus der Vergangenheit kennt und die er oder sie schon lange vor der Erkrankung verwendet hat.

Nicht vergessen: Bei noch mobilen Betroffenen, die in der Lage sind, selbstständig auf die Toilette zu gehen, sollte Sorge dafür getragen werden, dass dies auch abends / nachts gefahrlos möglich ist. Nachtlichter mit stromsparenden LEDs, die den Weg markieren, sind ein praktisches Mittel der Wahl.

Klettverschluss und Gummibund anstatt Knöpfe und Reißverschlüsse

Keine Frage, Hosen, Kleider und Röcke mit vielen Knöpfen oder aufwendigen Reißverschlüssen am Bund sehen schick aus. Leider sind sie für inkontinente Menschen nicht mehr allzu sehr geeignet, da es mitunter zu lange dauert, bis diese geöffnet sind. Um einiges praktischer sind da entsprechende Kleidungsstücke mit Gummibund oder Klettverschluss. Knöpfe dürfen aber gern zur Zierde angebracht sein.

Den Pflegling beobachten

Vielen Menschen mit Inkontinenz ist diese peinlich und obwohl sie Hilfe bräuchten, kommunizieren sie dies aus Scham nicht. Andere sind eventuell aufgrund von geistigen Einschränkungen nicht mehr in der Lage zu kommunizieren, wann sie “müssen”. Umso wichtiger ist es, dass man die Person genau, aber diskret beobachtet. Rutscht sie unruhig hin und her oder ist allgemein “hibbelig”? Verändert sich ihr Gesichtsausdruck, weil gegebenenfalls schon etwas Flüssigkeit entwichen ist und sich die Person unwohl fühlt? Achten Sie auf diese Anzeichen und versuchen Sie sachte und rücksichtsvoll die Person dazu zu bringen, das WC aufzusuchen.

Toilettentraining hilft

Um die Toilettensituation für beide Parteien so angenehm wie möglich zu machen, ist es möglicherweise auch hilfreich ein Toilettentraining (Blasentraining) zu etablieren. Dabei lernen Betroffene dem Harndrang nicht sofort nachzugeben und so die Blase zu trainieren. Auch geplante Toilettengänge zu festen Zeiten können helfen, würdevoll mit der Inkontinenz umzugehen.

Um eine bessere Übersicht zu haben, wann, wie oft, und in welchen Situationen man zur Toilette gehen muss, ist es hilfreich, zur Dokumentation ein Trink- und Miktionsprotokoll zu führen.

Das richtige Trinkverhalten ist wichtig

Vor allem ältere Menschen haben ein vermindertes Durstgefühl und trinken häufig viel zu wenig. Kommt dann auch noch eine Inkontinenz dazu, schränken viele Betroffene das Trinken zusätzlich ein. Sie glauben, dass sie dadurch den ständigen Harndrang reduzieren. Leider ist das Gegenteil der Fall, da die Schleimhäute in der Blase und den Harnwegen zusätzlich gereizt werden. Achten Sie daher unbedingt darauf, dass Ihr Pflegling ausreichend trinkt. Ca. zwei Liter Wasser am Tag sollten es sein.

Hautpflege, aber richtig

Auch wenn das Thema besonders sensibel ist, darf die richtige Intimpflege bei Inkontinenz nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem bei stärkeren Inkontinenzformen wird die ohnehin sensiblere Haut stark gereizt. Die Gefahr, dass sich Entzündungen entwickeln, besteht.

Richtig trinken bei Inkontinenz

Leider ranken sich um das Thema noch immer viele Mythen und man liest falsche Empfehlungen, die, zu häufig angewendet, eher schaden als nützen. Lesen Sie dazu gerne unseren Blogartikel: “Die 5 größten Irrtümer über Hautpflege bei Inkontinenz widerlegt”.

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege.



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