Euroschlüssel

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Was ist der Euroschlüssel? (Euro-WC-Schlüssel)

Der Euroschlüssel ist ein Einheitsschlüssel zur Benutzung von europaweit 12.000 barrierefreien Toiletten (im Umgangsjargon auch Behindertentoiletten genannt). Dabei handelt es sich um einen Wendeschlüssel. Das bedeutet, er passt in jede Richtung ins Schloss. Wichtig ist das besonders für Menschen, die sehbehindert oder blind sind.

Erfunden wurde der Euroschlüssel, oder Euro-WC-Schlüssel, bereits im Jahr 1986 von einem Schlosser und einem Mitglied des CBF Darmstadt. Seitdem gibt es das einheitliche Schließsystem, das vor allem in deutschsprachigen Ländern (Österreich und Schweiz) immer weiter verbreitet wurde.

Wo ist der Euroschlüssel gültig?

Der Schlüssel ist europaweit gültig und gewährt berechtigten Menschen an Autobahnraststätten, Tankstellen, Flughäfen, in Fußgängerzonen (öffentliche Toiletten), Museen, Behörden etc. jederzeit (im Rahmen der Öffnungszeiten) freien Zutritt zu barrierefreien Toiletten. Teilweise berechtigt er auch zur Nutzung bestimmter Fahrstühle, zum Beispiel in öffentlichen Gebäuden. In Österreich kann man zusätzlich auch Grünphasen an Ampeln mit dem Schlüssel verlängern, um gefahrlos über die Straße zu gelangen.

Euroschlüssel für Behinderten-WCs

Wo kann man den Euroschlüssel beantragen?

Zunächst einmal kann man den Euro-WC-Schlüssel formlos beantragen. Das funktioniert per Mail, Post, Fax oder direkt über den Online-Shop des Anbieters. Unabhängig davon, wie der Antrag erfolgt, muss eine Kopie des Schwerbehindertenausweises (beide Seiten) oder der ärztlichen Bescheinigung, dass ein Euroschlüssel notwendig ist, beigelegt oder angehängt werden. Beantragt werden kann der Euroschlüssel zum Beispiel beim Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e. V. oder beim CBF Darmstadt (Club der Behinderten und ihrer Freunde).

Wie bekommt man den Euroschlüssel?

Nachdem der Antrag genehmigt wurde, erhält man den Schlüssel nach Zahlung des Rechnungsbetrages per Post.

Wer hat ein Anrecht auf den Euroschlüssel?

Um Missbrauch und auch Vandalismus zu vermeiden, haben nur bestimmte Personengruppen ein Anrecht auf den Euroschlüssel. Dazu gehören Personen mit Schwerbehindertenausweises mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 70 sowie dem Merkzeichen G, aG, B, H oder BL.

Hat man keine dieser Kennungen im Schwerbehindertenausweis, muss man einen ärztlichen Nachweis erbringen, dass es notwendig ist, diesen Schlüssel zu benutzen. Gute Chancen einen Schlüssel genehmigt zu bekommen, haben Menschen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, multipler Sklerose, einer chronischen Blasen- oder Darmerkrankung (zum Beispiel mit einer schweren Inkontinenz), schwer hilfsbedürftige Menschen, Stoma-Trägerinnen / Träger und mehr.

Euro-WC-Schlüssel für Menschen mit Behinderung

Was kostet der Euroschlüssel?

Die Kosten für den Euroschlüssel liegen derzeit (Stand 2023) zwischen ca. 25,00€ und ca. 27,00€. Hinzu kommen zumeist noch Kosten für Porto und Versand. Sinnvoll ist es, gleich auch die jeweils aktuelle Broschüre “Der Locus” (vom CBF) dazu zu bestellen. Darin sind alle WCs aufgelistet, an deren Türen der Schlüssel genutzt werden kann.

Praktisch sind auch Apps, wie der “WC Finder Deutschland” und mehr. Diese findet man, wenn man im App-Store von Apple (iOS) oder Google (Android) nach “WC Finder” oder “Toilet Finder” sucht.

Kann mein Anrecht auf den Euroschlüssel verfallen?

Ja, das Anrecht auf die Nutzung des Euroschlüssels kann dann verfallen, wenn sich der Zustand der betroffenen Person so stark verbessert, dass sie nicht mehr auf die Nutzung der Behindertentoiletten angewiesen ist. Spätestens erlischt die Nutzungsberechtigung aber mit dem Tod. Das bedeutet, der Schlüssel darf nicht von Angehörigen einfach weiter genutzt werden. Sie müssen ihn zurück an den BSK e. V. schicken. Der CBF nimmt ihn leider nicht zurück.

Über Ursula Hofstetter

Ursula Hofstetter ist seit 2016 Mitarbeiterin der ARDMED. Ihre Fachexpertisen liegen im Bereich Altenpflegeprodukte und der stationären Langzeitpflege. 2017 hat sie sich zur zertifizierten Inkontinenz-Fachberaterin weiterbilden lassen.



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