Stuhlinkontinenz

Ursachen & Behandlungsmöglichkeiten

Personen mit Stuhlinkontinenz sind nicht mehr in der Lage Darmgase, Darmschleim oder den Stuhl zurückzuhalten. Der Inhalt des Darms geht ab, ohne dass dies gewünscht oder steuerbar ist. Eine Stuhlinkontinenz kann das Leben der Betroffenen erheblich einschränken.

Stuhlinkontinenz

Kurzübersicht

  • Ursachen: Beckenbodenschwäche, Durchfall, Verstopfung, mehrere Faktoren gleichzeitig, Nervenschädigungen (primäre Auswirkungen), Krankheiten, die Stuhlinkontinenz als Resultat haben (sekundäre Auswirkungen)
  • Symptome: Abgang von Stuhl, Schleim oder Darmgasen ohne es noch rechtzeitig auf die Toilette zu schaden, nicht steuerbarer Abgang (unbemerkt)
  • Untersuchungen: Anamnese anhand von vielen Fragen, Darmspiegelung, MRT, Ultraschall, körperliche Untersuchungen, Röntgenuntersuchungen
  • Therapie: Beckenbodentraining, operative Methoden, Nutzung von Hilfsmitteln
  • Fazit: Stuhlinkontinenz kann, je nach Grad, sehr belastend sein. Sie betrifft Frauen häufiger als Männer. Je früher sie erkannt wird, desto besser sind die Therapiemöglichkeiten. Es gibt mittlerweile hochwertige Stuhlinkontinenz Produkte, die es leichter machen damit zu leben.

Was ist Stuhlinkontinenz?

Stuhlinkontinenz wird auch Darminkontinenz oder umgangssprachlich Darmschwäche genannt. Sie kommt seltener als Harninkontinenz. Allerdings wird vermutet, dass in den westlichen Ländern ungefähr 5% der Bevölkerung unter Stuhlinkontinenz unterschiedlicher Ausprägung leiden. Dabei sind Frauen aufgrund ihres schwächeren Beckenbodens häufiger betroffen als Männer. Die Dunkelziffer kann höher sein, denn vielen Menschen schämen sich zuzugeben, dass sie an Stuhlinkontinenz leiden.

Es gibt drei Grade der Stuhlinkontinenz.

  • Grad 1: Es entweichen nur Darmgase unkontrolliert nach draussen. Fester und /  flüssiger Stuhl kann gut gehalten werden.
  • Grad 2: Betroffene ist es nicht mehr möglich Darmgase und flüssigen Stuhl zurückhalten. Allein fester Stuhl ist noch kontrollierbar.
  • Grad 3: Die Darmentleerung ist überhaupt nicht mehr kontrollierbar. Sogar fester Stuhl lässt sich nicht mehr halten. Er geht unwillkürlich ab. Man spricht von einer vollständigen Stuhlinkontinenz.

Je stärker der Grad, desto schwieriger wird es natürlich das Leben mit Stuhlinkontinenz zu meistern.

Spricht man von Stuhlinkontinenz, muss man zudem zwischen zwei Formen unterscheiden. Diese sind die:

Stuhl-Dranginkontinenz

Die häufigste Form von Stuhlinkontinenz ist die Stuhl-Dranginkontinenz. Hierbei spürt man starken Drang auf die Toilette zu müssen, schafft es aber nicht rechtzeitig dorthin. Eine Ursache kann ein schwacher Beckenboden sein.

Passive Stuhlinkontinenz

Bei der passiven Stuhlinkontinenz verliert man Stuhl oder Schleim ohne es zu merken. Hier kann die Ursache sein, dass einem die sensible Wahrnehmungsfähigkeit fehlt, wann man auf die Toilette gehen muss.

Ursachen einer Stuhlinkontinenz

Die Ursachen für Stuhlinkontinenz sind vielfältig und oftmals spielen mehrere Faktoren zusammen. In der Medizin wird zwischen primärer und sekundäre Stuhlinkontinenz entschieden. 

Primäre Stuhlinkontinenz bedeutet, dass eine Schädigung der Nerven vorliegt, welche die Darmfunktion direkt steuern. Man spricht daher auch von einer neurogenen Stuhlinkontinenz.

Die Ursachen können sein:

  • Schlaganfall (Hirninfarkt, Hirnschlag)
  • Bandscheibenvorfall
  • Gehirntumor
  • Querschnittslähmung
  • Morbus Parkinson
  • Multiple Sklerose
  • Demenz
  • Diabetes mellitus
  • Operationen in der Region des Beckens, durch die Nerven in Mitleidenschaft gezogen werden
  • Angeborene Wirbelsäulenfehlbildungen wie der „offene Rücken“ (Spina bifida)

Ursachen Stuhlinkontinenz

Anders als bei der Primären Stuhlinkontinenz sind bei der Sekundären Stuhlinkontinenz die Nerven nicht direkt betroffen. Eine andere Krankheit ist der Auslöser. Zum Beispiel:

  • schwacher Beckenboden
  • psychische Belastung
  • Schädigung am Schließmuskel (After)
  • Chronische Darmentzündungen, wie Morbus Crohn
  • Colitis ulcerosa (chronische Entzündung des Dickdarms)
  • Abführmittelmissbrauch über einen langen Zeitraum
  • Verstopfung, die mindestens drei Monate andauert

Symptome einer Stuhlinkontinenz

Die Symptome einer Stuhlinkontinenz sind vielfältig.

  • Man spürt, wenn man auf die Toilette muss, schafft es aber nicht rechtzeitig dorthin
  • Stuhl oder Schleim geht ab, ohne dass man es merkt
  • Schmutzige Unterwäsche durch Stuhl oder Schleim

Diagnose

Bemerken sie mindestens eines der genannten Symptome bei sich, sollten Sie sich nicht scheuen einen Arzt, oder eine Ärztin aufzusuchen. Diese erstellen Anhand vieler Fragen eine genaue Anamnese und entwickeln einen individuellen Therapie- oder Behandlungsplan für Sie. Die Fragen, die Sie gestellt bekommen, können in etwa lauten: 

  1. Wann bemerkten Sie den unfreiwilligen Abgang von , Schleim, Stuhl oder Gasen erstmals?
  2. Wie häufig bemerkten Sie ihn?
  3. Welche Art von Stuhl verlieren Sie (fest, weich)?
  4. Verspüren Sie einen Drang auf die Toilette zu müssen?
  5. Wie lange haben Sie Zeit die Toilette zu erreichen, nachdem Sie den Stuhldrang verspürt haben?
  6. Verlieren Sie ohne Vorankündigung Stuhl?
  7. Haben Sie Krämpfe?
  8. Sind Vorerkrankungen bekannt?
  9. Leiden Sie unter Verstopfung, oder Durchfall?
  10. Wurden Sie kürzlich operiert?
  11.  Wie sind Ihre Essgewohnheiten?
  12. Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  13. Haben Sie ein Kind / Kinder geboren?

Ist die Befragung abgeschlossen, erfolgen noch zahlreiche körperliche Untersuchungen. Unter anderem die Digitale rektale Untersuchung. Dabei werden Darmausgang und Scheide abgetastet. 

Führt diese einfache Untersuchung nicht zu einem Ergebnis, können noch weitere Untersuchungen, wie die Darmspiegelung oder die Druckmessung erfolgen. Zudem besteht die Möglichkeit ein Ultraschall, ein MRT oder eine Röntgenuntersuchung vorzunehmen. 

Welche Therapie bei Stuhlinkontinenz?

Steht die Diagnose erstmal fest, wird mit Ihrem Arzt, oder Ihrer Ärztin eine Therapie festgelegt.

Eine sehr beliebte Therapiemethode, gerade für Frauen, ist die Beckenbodengymnastik. Hierbei wird gezielt die Beckenbodenmuskulatur trainiert. Da viele Frauen aber Probleme haben, diese zu spüren, gibt es kleine Helfer, die gezielt messen, ob die Beckenbodenmuskulatur beim Training auch tatsächlich aktiviert wird. Auch zur Vorbeugung ist Beckenbodentraining geeignet.

Wichtig dabei ist aber immer, dass das Beckenboden unter fachkundiger Anleitung stattfindet, da es im schlimmsten Fall wirkungslos ist.

Kurse finden Sie bei der VHS, im Fitnessstudio und in manchen Sportvereinen. 

Therapie Stuhlinkontinenz

Des Weiteren gibt es die Physiotherapeutische Beckenbodenrehabilitation. Dabei wird mit einem Physiotherapeuten ein individuelles, intensives Trainingsprogramm erstellt, welches täglich absolviert werden muss. Das Programm wird die ganze Zeit vom Therapeuten, oder der Therapeutin begleitet.

Weitere Therapiemethoden sind:

Selbstbehandlung

Achten Sie auf eine ausreichend ballaststoffhaltige Ernährung und trinken Sie viel. Ein hoher Faseranteil in Obst und Gemüse fördert eine gesunde Darmflora ebenso wie Flohsamen aus der Apotheke.

Eine ausreichende und richtige Flüssigkeitszufuhr ist ebenfalls wichtig. Wasser ohne, oder mit wenig Kohlensäure, sowie ungezuckerte Tees (Grüner Tee, Kräutertee, etc.) unterstützen eine gute Verdauung.

Hilfreich ist es, wenn Sie ein Ernährungstagebuch führen um herauszufinden, welche Nahrungsmittel und Getränke gut für Ihre Darmfunktionen sind, und welche weniger gut.

Richtige Ernährung Stuhlinkontinenz

Stuhlregulation

Das Wichtigste bei der Therapie gegen Stuhlinkontinenz ist, die Art des Stuhls zu regulieren, sprich dafür zu sorgen, dass er weder zu hart, noch zu weich ist. Auch dabei ist das Ernährungstagebuch hilfreich.

Als Medikament hat sich Loperamid (Imodium®) als hilfreich erwiesen.

Sollten die so genannten nicht-chirurgischen Methoden wirkungslos sein, gibt es auch noch verschiedene Operationsmethoden.

Dazu zählen:

  • Sphinkterrepair (teilweises Vernähen des Schließmuskels)
  • Injektion von Silikon (zur Verstärkung des Schließmuskels)
  • Sakralen Nerven Stimulation (SNS) (Stimulierung der Beckenbodennerven durch Stromstöße)

Hilfe & Unterstützung im Alltag

Neben den genannten Therapiemethoden gibt es auch noch einige praktische Stuhlinkontinenz Hilfsmittel, die das Leben mit Stuhlinkontinenz erleichtern. Zum Beispiel:

  • Große Vorlagen in Kombination mit Fixierhosen
  • Analtampons
  • Inkontinenzpants und Windeln
  • spezielle Beutel, die den Stuhl auffangen
  • Irrigationssysteme (Rektalkatheder)

Fazit

Stuhl Inkontinenz kann sehr stark belastend für die Betroffenen sein. Das hängt allerdings stark vom Grad der Stuhl Inkontinenz ab. Auch ist es wichtig frühzeitig mit der Behandlung / Therapie anzufangen, bzw. sich nicht zu scheuen Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen. Dort wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, so dass eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Therapie beschlossen werden kann.

Diese kann Ihnen das Leben mit Stuhlinkontinenz erheblich erleichtern, so dass es wieder möglich sein wird, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Medizinischer Disclaimer

Die hier dargestellten Inhalte dienen lediglich der Information. Bitte wenden Sie sich bei gesundheitlichen Fragen, Problemen oder Beschwerden an Ihren Arzt!

Gesellschaftliches Leben mit Stuhlinkontinenz


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