Blasentraining

Was ist Blasentraining?

Blasentraining, oder auch Urotherapie ist zum einen das gezielte Training der Blase, bzw. des Blasenmuskels, zum anderen gehört aber auch eine Änderung des Trinkverhaltens und ein individuell abgestimmter "Toiletten-Rhythmus" dazu. Alles zusammen dient dazu, die Blase daran zu gewöhnen, mehr Flüssigkeit aufnehmen zu können und nicht mehr direkt beim ersten Druck auf die Toilette zu gehen.

Wozu ist Blasentraining gut?

Blasentraining ist in vielerlei Hinsicht gut. Es kann dabei helfen, ein Stück weit die Kontrolle über Ihre Blasenfunktion zurückzugewinnen. Unter anderem gelingt dies, weil man durch das Training oftmals ein besseres Gefühl für die Blase bekommt. Zum Beispiel dafür, wann sie wirklich voll ist und geleert werden muss und was man beim ersten Druck tun kann, damit man es noch rechtzeitig zur Toilette schafft. Man muss nicht mehr direkt in Panik geraten, wenn man auf die Toilette muss.

Ein körperlicher Vorteil des Blasentrainings ist die Dehnung der Blase, so dass sie mehr Urin aufnehmen kann.

Doch nicht nur auf die Blase selbst kann ein Blasentraining einen positiven Einfluss haben. Dadurch, dass man seinen Körper und vor allem die Blase besser kennenlernt, kann man einen individuell auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmten “Toiletten Rhythmus” entwickeln und so die Anzahl der täglichen und nächtlichen Toilettengänge reduzieren.

Vor allem Letzteres ist gut für das allgemeine Wohlbefinden, denn wer kennt es nicht - nichts ist schlimmer als ein unterbrochener Schlaf!

Die menschliche Blase

Für wen ist Blasentraining geeignet?

Blasentraining ist vor allem für Menschen geeignet, bei denen keine neurologischen Störungen vorliegen, die verhindern, dass Impulse von der Blase zum Gehirn falsch weitergegeben werden. Dazu zählen Personen mit:

  • Dranginkontinenz
  • überaktiver Blase
  • einer schwachen Blase, die dazu neigen immer sofort zur Toilette zu laufen, sobald die Blase drückt
  • Reizblase

Wie funktioniert Blasentraining?

Blasentraining funktioniert nicht, wie zum Beispiel Liegestütze, denn es gehören verschiedene Faktoren dazu, die sich grob in die Bereiche:

  • Aufschreiben
  • Trinkverhalten
  • körperliche Übungen

einteilen lassen. Dabei ist zu beachten, dass alle Faktoren ineinander spielen und man sie nicht komplett isoliert betrachten kann.

Aufschreiben” beinhaltet die drei Elemente:

  • Miktionsprotokoll erstellen
  • Trinkplan erstellen
  • Toilettenplan erstellen

Dabei ist der erste Schritt das Erstellen eines Miktionsprotokolls (Tagebuch) für mindestens 4 Tage und über 24 Stunden. In das Protokoll gehört notiert:

  • wann man auf die Toilette gegangen ist (Uhrzeit)
  • wieviel Flüssigkeit man dabei verloren hat (wenig, etwas mehr oder sehr viel Flüssigkeit auf einmal)
  • wie oft über den gesamten Tag + nachts verteilt (zum Beispiel 12x)

Des Weiteren vermerkt man in dieser Zeit, was man getrunken hat, also zum Beispiel:

  • 1 Tasse Kaffee 0,3 ml
  • 1 Tasse Kaffee 0,3 ml
  • 1 Flasche Wasser still a 0,75 ml beim Mittagessen
  • 1 Glas Cola a 0,4 ml
  • 1 Tasse Grünen Tee a 0,3 ml
  • 1 Tasse Apfelschorle 0,4 ml
  • 1 Glas Wasser a 0,2 ml
  • 1 Glas Rotwein a 0,3 ml

Wichtig ist dabei, die Uhrzeit dazu zu schreiben. Hat man dies über den genannten Zeitraum gemacht, kann man schon ein bisschen abschätzen, welche Getränke ggf. die Blase besonders gereizt haben.

Harntreibende Getränke können zum Beispiel Kaffee, diverse Teesorten (vor allem Kräuter- oder grüner Tee), Softdrinks (Cola) oder Alkohol sein.

Hat man festgestellt, dass sich die Toilettengänge nach dem Konsum dieser Getränke mehren, sollte man sie reduzieren und dies auch im Trinkplan berücksichtigen. Das Trinkverhalten wird also angepasst. Zielsetzungen können sein:

  • stark harntreibende Getränke vermeiden
  • eher über den Tag verteilt den Flüssigkeitsbedarf decken und zum Beispiel alle zwei Stunden ein Glas / eine Tasse trinken, als am Abend alles nachzuholen
  • ca. 2 Stunden vor dem Schlafengehen kaum noch, oder gar nicht mehr trinken
Miktionstagebuch führen

Der Toilettenplan kann vorsehen:

  • alle 2 Stunden auf die Toilette gehen und nicht sofort, wenn man den ersten leichten Druck verspürt
  • Die Blase unmittelbar vor dem zubettgehen entleeren
  • Vorsorgliches auf Toilette gehen nach Möglichkeit vermeiden
  • nicht zur Toilette rennen, sondern bewusst hingehen
  • Dran bleiben - das Training kann nur etwas bewirken, wenn es regelmäßig und über einen längeren Zeitraum ausgeführt wird

Zu guter Letzt gibt es noch ein paar effiziente körperliche und mentale Übungen, die man unauffällig in den Alltag integrieren kann.

Die besten Übungen für’s Blasentraining

Ablenken (an was anderes denken / was beenden)

Becken nach vorne kippen - Blasentraining

Klingt zwar erstmal seltsam, hilft aber tatsächlich. Anstatt sich immer einzureden: “Die Blase drückt, ich muss sofort auf die Toilette!” kann man sich beispielsweise sagen: “Die Blase drückt, aber ich bin gerade mitten in einem spannenden Kapitel meines Buches / einem kniffligen Punkt bei der Arbeit. Das lese / den bearbeite ich erst zu Ende, dann gehe ich auf die Toilette.” Dann konzentriert man sich wieder auf das Kapitel / die Arbeit und geht wirklich erst, wenn man fertig ist.

Beckenboden anspannen und wieder lockern

Eine weitere Übung, die man fast schon automatisch macht, wenn man “einhält” ist, den Beckenboden kurz anspannen und nach einem Moment wieder zu lockern. Schon nach dieser kleinen Übung kann der Harndrang spürbar nachlassen und man gewinnt ein bisschen Zeit, bevor man tatsächlich “muss”.

Im sitzen Becken nach vorn kippen

Eine weitere Übung, die man überall dort machen kann, wo man sitzt, zum Beispiel am Schreibtisch. Hier kann man ganz einfach beim ersten Druck die Sitzposition verändern, indem man das Becken ein bisschen nach vorn kippt und den Rücken dabei gerade hält. So verlagert sich das Gewicht, das auf die Blase drückt und der Druck lässt nach.

Mit geradem Rücken vorbeugen und “Schuhe zubinden”

Ebenso effektiv, aber nicht ganz so unauffällig ist es, sich mit geradem Rücken nach vorne zu beugen, so als wolle man sich die Schuhe zubinden. Auch dabei verlagert sich der Druckpunkt auf die Blase und der Harndrang lässt nach.

Fazit

Blasentraining kann helfen, ein Stück weit die Kontrolle über die Funktion der Blase (des Blasenmuskels) zurück zu erlangen. Allerdings ist es nicht für jede oder jeden geeignet. Z.B. haben Menschen mit neurologischen Störungen, die für die Steuerung der Impulse zwischen Blase und Gehirn zuständig sind, keine Möglichkeit, diese Störungen mittels Blasentraining zu reduzieren. Viele Andere können aber durchaus davon profitieren.

Medizinischer Disclaimer

Bevor mit dem Blasentraining begonnen wird, bitte auf jeden Fall mit Ihrem Arzt sprechen. Unsere Tipps ersetzen den Arztbesuch nicht.

Über Sabrina Sommer

Sabrina Sommer ist seit 2019 Mitarbeiterin der ARDMED. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Krankenpflegerin unterstützt sie uns redaktionell bei der Konzipierung und Erstellung von Fachtexten jeglicher Art. Ihr Schwerpunkt liegt bei der aufsaugenden und ableitenden Inkontinenz, aber auch mit den Produkten des Medizin- und Pflegebedarfs kennt sie sich bestens aus.



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